Medialer Oberarmlappen
M. Schwarz und M. Geishauser
Lappenart: | septo(faszio)kutan |
Größe: | max. 11 X 18 cm, ab 6 cm Breite Transplantation des Hebedefektes |
Gefäße: | A. collateralis ulnaris, 2 V.e comitantes, V. basilica oder V. cephalica |
Durchmesser: | 1 bis 2 mm |
Stiellänge: | 4 cm |
Sensibilität: | R. brachialis N.i ulnaris |
Vorteile: | – problemloser Hebedefekt – dünner Lappen |
Nachteile: | – nicht ganz sichere Anatomie – schwankende Gefäßkaliber – Sensibilitätsausfall am Unterarm |
Geschichte
R. K. Daniel beschrieb 1975 den medialen Oberarmlappen. Dieser Lappen basiert auf der Arteria collateralis ulnaris. Diese stellt eine relativ konstante Kollaterale zur Arteria brachialis dar, die auf der Medialseite des Oberarmes zum Ellenbogen zieht und dort mit einer weiteren Kollaterale anastomosiert. Ausgußstudien haben eine konstante Gefäßversorgung der Haut medial des Musculus bizeps durch diese Kollaterale gezeigt.
Indikation
Da die präoperative Funktionsprüfung der Gefäßarchitektur nur schwer möglich ist und in etwa 20 Prozent der Fälle Variationen vorliegen, die einen freien mikrochirurgischen Transfer verhindern würden, spielt der Lappen nur noch in der axialen Lappenchirurgie eine wesentliche Rolle. Seine Anwendung als freier Lappen beschränkt sich auf Ausnahmeindikationen.
Anatomie
Die Arteria brachialis gibt im proximalen Drittel einen muskulokutanen Ast zum Bizeps und zur medialen Oberarmhaut ab. In 20 Prozent der Fälle handelt es sich auch um eine rein kutane Arteria collateralis ulnaris superior, die im intermuskulären Septum am Übergang vom proximalen zum distalen Drittel zur Haut zieht. Sie anastomosiert mit der gleichnamigen inferioren Arterie. Leider ist das Gefäßkaliber stark schwankend und reziprok zur Arteria bicipitalis, mit der sie in der Hälfte der Fälle einen gemeinsamen Ursprung hat.
Planung
Es handelt sich meist um einen rein kutanen Lappen, dessen Größe im wesentlichen von der Laxizität der medialen Oberarmhaut abhängt.
Der Lappen liegt auf der Innenseite des Oberarms, unmittelbar über dem Septum intermusculare auf der Medialseite des Musculus bizeps. Die maximale Größe beträgt etwa 10×5 cm.
Hebedefekt
Aufgrund der sehr lockeren Haut an der Innenseite des Oberarms ist ein primärer Verschluß des Hebedefektes immer möglich, es sei denn, der Lappen wird übergroß entnommen.
Operation
Einzeichnen des Lappens
Die Arteria brachialis wird palpiert und markiert, der zu hebende Lappen auf diese Arterie etwa in Mitte des Oberarms zentriert.
Lagerung und Anästhesie
Es ist eine Intubationsnarkose in Rückenlage mit abduziertem und eleviertem Arm erforderlich.
Präparation
Von proximal beginnend wird der Lappen umschnitten und im Septum intermusculare die Arteria brachialis bzw. axillaris dargestellt. Entlang dieser präpariert man nach distal, um den Abgang der Arteria collateralis ulnaris zu finden. Diese Kollaterale versorgt als fasziokutane perforante Arterie die mediale Oberarmhaut. Analog wird von distal her präpariert und auch hier die distale Kollaterale dargestellt.
Je nach den Gefäßkalibern muß man sich entscheiden, welches die dominante Arterie ist und das weitere Vorgehen entsprechend wählen. Unbedingt sollten subkutane Oberarmvenen (Vena cephalica) in das Lappendesign mit eingeschlossen werden, um eine venöse Stauung zu vermeiden.
Im Septum ist die Trennung vom Nervus medianus durch dessen großes Kaliber leicht möglich. Eine sterile Esmarchbinde, die im Schulterbereich nach dem Auswickeln proximal belassen wurde, erleichtert durch die Blutleere die Orientierung erheblich.
Literatur
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